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Das Schulsystem in Tansania (unsere Beobachtungen)

Das Schulsystem in Tansania (unsere Beobachtungen)

Einführung

Das Schulsystem in Tansania startet mit der Vorschule für 2 bis 5-jährige, führt dann weiter mit 7 Jahren Primarschule und danach 3 Jahren Sekundarschule. Die Schule ist kostenlos, ausser der Bücher und Schuluniform. Die staatliche Primarschule hat Klassengrössen von zum Teil 50-100 Schülern und enthält leider kein Englisch.

Essen2-1In der Sekundarschule hingegen wird danach aber ausschliesslich auf Englisch, der zweiten Landessprache, unterrichtet. Diesen grossen Schritt schaffen nur etwa 50% der SchülerInnen, die anderen fallen aus dem System, weil sie eben nie Englisch gelernt haben. Sie können die Schule nicht abschliessen.

Aus diesem Grund gibt es hier viele Privatschulen mit dem Fokus Englischunterricht, welche aber meist auf westliche Unterstützung angewiesen sind. Dies kann auf die Dauer auch keine Lösung sein. Also versuchen viele Entwicklungsprojekte eine englischsprachige Vorschule zu etablieren, um den Kindern das nötige Englisch zu vermitteln. In speziellem Nachhilfeunterricht während der staatlichen Primarschule erhalten die Kindern dort wenigstens Unterstützung in Englisch. 

Gedanken

Dank der verschiedenen Projekte, in die wir Einblick nehmen durften, haben wir einen recht guten Einblick in die Unterrichtsmethoden der tansanischen Lehrpersonen erhalten. Einige Gedanken möchte ich hier gerne verschriftlichen. Dazu muss ich noch erwähnen, dass wir hauptsächlich Vorschulen von sozial benachteiligten Kindern besucht haben. 

Klassengrösse

Die Klassen haben mit 30-40 SchülerInnen im Alter von 2-4 Jahren eine Unmenge Schüler und sehr kleine Klassenräume. Manchmal haben die Schulen sogar nur Zelte aufgestellt, um einen Klassenraum anzufügen.

viele

Frontalunterricht

Durch diese Anzahl Schüler kommt nur Frontalunterricht in Frage. Also müssen die jungen Kinder den ganzen Tag auf ihren Stühlen sitzen und zuhören. Da kleine Kinder kaum so lange sitzen können, gehen sie gefühlt alle 30 Minuten auf die Toilette, um etwas Abwechslung zu erreichen.

essenWarten

Das Leben eines Vorschulkindes zeichnet sich durch Warten aus. Oftmals sitzen die Kinder eine Stunde auf ihren Stühlen und warten auf das Mittagessen oder das Porridge zum Znüni oder auch nur auf die nächste Unterrichtssequenz.

Kleine Roboter

Der Unterricht wird immer mit vor-und nachsprechen geführt. Die Lehrperson sagt etwas und die Kinder antworten im Robotermodus im Chor. Hier ein Beispiel (das gebrochene Englisch und die einstudierte Robotersprache muss man sich hier dazudenken ;-) :


Lehrperson (LP):                        "How are you Kids?"
Schüler (S):                                 "We are doing fine."

LP:                                                "Do you like the school?"
S:                                                  "Yes, we do!"
LP:                                                "Do you like your teacher?"
S:                                                  "Yes, we like our teacher!"

LP:                                                "Who is always right?"
S:                                                  "Our teacher."

Ob wohl alle SchülerInnen die Schule lieben und die Lehrperson immer recht hat?🤷‍♀️

Gelernt oder auswendig gelernt?

Alles wird durch Nachsprechen gelernt. Das Alphabet oder Zahlen immer als Ganzes in der Reihenfolge. So kann ein 2-jähriges Kleinkind das ganze Alphabet auf Englisch «herunterrattern», kann aber einzelne Buchstaben nicht benennen. Alle 2-4-Jährigen können bereits auf hundert zählen, aber eben nur in einstudierter Reihenfolge (das geht 10 Minuten!)

HausaufgabenRessourcen

Die Lehrpersonen besitzen kein Kopiergerät. Da sie aber den Vorschülern trotzdem Hausaufgaben (!) aufgeben wollen, müssen sie jeden Tag alle Hausaufgaben für jedes der ca. 35 Schüler von Hand schreiben. Und ratet was die Kinder in die Zwischenzweit machen: Auf den Stühlen sitzen und warten🤦‍♀️

Fähigkeiten

Die Kinder sind sich nicht gewohnt alleine zu spielen oder zu denken. Dies wird in diesem System gar nicht gefördert. Klötze aufeinanderzustapeln oder ein Puzzle zu machen ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Wir können etwas beitragen

Als Rektor Danifort von der Twiga Vison Schule uns nach unser Meinung zum Unterricht fragte, erklärten wir ihm, dass wir andere Lehrformen begrüssen, welche mehr zur Entwicklung der Kinder beitragen würden. 

Danifort

Unglaublich aber wahr – Rektor Danifort war begeistert und berief gleich am nächsten Tag eine Lehrerkonferenz ein, in der wir allen Lehrpersonen von unserem schweizer Schulsystem erzählen durften. Alle waren begeistert. So begeistert sogar, dass wir beauftragt wurden, ein methodisch/didaktisches Konzept für die Schule zu entwickeln. Wahnsinn🤗 Genau das machen wir nun schon für die letzten zwei Tage und geniessen dabei die Unterstützung und Dankbarkeit aller. 

Fortsetzung folgt…

Hier noch was Lustiges: Die Kinder schlafen jeweils zu Vierzigst in einem Schlafraum 😊schlafen

Zum Zmorgen essen die Kinder hier einen Getreide-Porridge, weil sie zu Hause oft kein Frühstück erhalten. Ziemlich gewöhnungsbedürftig😊, aber nahrhaft und sättigend.

porridge